Gipfeltreffen auf dem Hohenneuffen

Beim diesjährigen Gipfeltreffen auf dem Hohenneuffen stand die Transformation der Industriegesellschaft im Fokus.

Die vorhergesagten Temperaturen von 36 Grad hielten die rund 40 Teilnehmer aus der ganzen Region nicht davon ab, am Sonntag auf den Hohenneuffen zu kommen und Politik mit Weitblick zu diskutieren. Die beeindruckende Kulisse mit Blick auf den von der Automobilindustrie geprägten Wahlkreis des SPD-Bundestagsabgeordneten Nils Schmid stimmte auf das Thema des diesjährigen Gipfeltreffens ein: Dieses Jahr stand die Transformation der Arbeitswelt, insbesondere im Automobilsektor, im Fokus. Dazu hatte das Fritz-Erler-Forum, das Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Baden-Württemberg, eingeladen. Besonderer Gast war der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Daimler Truck AG, Michael Brecht. Martin Schwarz-Kocher, Industriesoziologe beim IMU-Institut sowie Andreas Hiller, evangelischer Betriebsseelsorger in Sindelfingen brachten weitere Expertise ein.

Das nahende Aus des Verbrenners stellt die deutsche Automobilindustrie samt ihrer in der Region ansässigen Zuliefererbetriebe vor große Herausforderungen. Tatsächlich aber haben verschiedene Automobilhersteller den Beschluss des EU-Parlaments zum Aus ab 2035 sogar begrüßt. Betriebsratsvorsitzender Michael Brecht betonte in der Diskussion mit den anwesenden Betriebsräten und SPD-Mitgliedern, dass diese Veränderungen auch große Chancen für die Unternehmen bieten: Besinnen sich Daimler und Co auf ihre Innovationsstärke und sind bereit in die Zukunft zu investieren, könne ihre Wettbewerbsfähigkeit und damit auch Arbeitsplätze gesichert werden. Dafür müsse der Fokus aber weg von Renditen und Sparen. Kritisch sieht er, dass die deutsche Industrie bei Zukunftsinvestitionen bisher nicht die Nase vorne hat. Das Ziel müsse sein, dass Deutschland wieder Technologieführerschaft in zentralen Branchen übernehme. Dafür müsse aus Sicht des Gesamtbetriebsrats aber so viele Teile wie möglich wieder selbst entwickelt und gefertigt werden. Wesentlich sieht Brecht hier die Brennstoffzellenfertigung, wie sie auch in Weilheim geplant ist: „Wenn wir die Zellfertigung haben, sehe ich für die Beschäftigung nicht schwarz.“ Sie biete eine Zukunftsperspektive und gute Arbeitsplätze.

Der einstige Betriebsrat und jetziger Berater Schwarz-Kocher betonte im selben Zug, dass die deutsche Innovationskraft nicht unterschätzt werden dürfe. Besonders Zulieferer seien Innovationstreiber, ohne die beispielsweise ein Erfolg von Tesla gar nicht möglich gewesen wäre. Dafür sei aber notwendig, dass die Unternehmen wieder stärker auf ihre Entwicklungskompetenz konzentrieren, statt Komponenten dazuzukaufen. Wichtig sei aber, dass Unternehmen nicht nur eine Transformationsstrategie, sondern eben auch eine Beschäftigungsstrategie entwickeln. So könnten Betriebsräte gewinnbringend die Unternehmensveränderungen beeinflussen.

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Nils Schmid war sich sicher, dass die Kompetenz der Mitarbeiter zentral sei, um den Wandel hinzubekommen: „Gute Ausbildungen, die uns auch bisher stark gemacht haben, werden in den kommenden Jahren daher immer wichtiger.“ Zentral sei hier, die Transformation partnerschaftlich und gemeinschaftlich hinzubekommen. Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften müssen sich dazu zusammentun. Damit Deutschland auch in Zukunft ein bedeutendes Industrieland bleibt, sei Olaf Scholz sein Amt als Bundeskanzler mit dem Anspruch angetreten,  die Transformation erfolgreich zu gestalten. So könnten nicht nur Arbeitsplätze gesichert werden, sondern auch die Selbstverwirklichung er Menschen gewährleistet werden.

Das sei für die Zukunft der Arbeit in der ganzen Region zentral.