Ein Gutachten bringt noch keine Verbesserung

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Nils Schmid hat den Kirchheimer Oberflächenbeschichter Holder besucht. Dort fürchtet man nachteilige Auflagen durch die EU.

Die Firma Holder GmbH in Kirchheim/Teck ist seit 75 Jahren auf Oberflächentechnik spezialisiert. In ver­schiedenen Verfahren werden Bauteile oder Werkzeuge beschichtet, zum Beispiel zum Schutz vor Verschleiß oder Korrosion. Ein Großteil der Kunden kommt aus dem Automobil-Bereich. Auch mit Blick auf die Ablösung des Verbrenners durch Elektroantrieb sieht sich die Firma gut gerüstet. Ungemach droht nun jedoch durch eine Richtlinien-Revision der EU zur Reduzierung von Industrie-Emissionen. Deshalb haben die Geschäftsführer Jochen und Henri Holder den Bundestagsabgeordneten Nils Schmid kontaktiert und eingeladen.

Grundsätzlich sei das Bemühen für geringere Ressourcen- und Umweltbelastung natürlich zu begrüßen, betonen die Geschäftsführer. Christof Waibel, technischer Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung ergänzt, dass die Firma hierfür selbst große Anstrengungen unternehme – nicht zuletzt aus Eigennutz: „Weniger Rohstoff- und Energieverbrauch bedeutet nicht nur weniger Belastung, sondern auch geringere Kosten und damit bessere Wettbewerbsfähigkeit“. Der Teufel stecke jedoch wie so oft im Detail.

Wie genau, das erklärte Experte Dr. Malte Zimmer, Präsident des europäischen Oberflächen­verbandes CETS, der per Video zugeschaltet war. Im Kern geht es darum, dass der niedrigste zu erreichende Werte zum neuen Standard erklärt werden soll, ohne auf Unterschiede wie z.B. Anlagengröße und Anlagenverfahren einzugehen. Erreicht man diese nicht, müsse dies mit aufwändigen Gutachten, die viel Zeit und Geld kosten, begründet werden. Zudem könne es sein, dass sich verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel Emissionen und Wasserverbrauch, gegenseitig wider­sprechen. „Durch ein Gutachten verbessert sich für die Umwelt erst einmal rein gar nichts“, gibt Zimmer zu bedenken.

Schmid erläuterte, dass zunächst die EU am Zug sei, bevor der Bundestag prüfen könne, ob bei der Umsetzung in nationales Recht ein Spielraum herrsche. Noch sei nichts entschieden. Er werde jedoch auf seine zuständigen SPD-Kollegen im Europaparlament zugehen, um für die Befürchtungen der Branche zu sensibilisieren. „Wir brauchen gerade auch für die Transformation der Industriegesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit eine leistungsfähige und innovative Industrie im Land. Zum einen wollen wir die Arbeitsplätze hier sichern, zum anderen dürfen wir uns nicht durch Industrieverlagerung noch stärker von Ländern abhängig machen, in denen weder Menschenrechte noch Umweltstandards viel wert sind“, sagte Schmid.

Das sieht man auch bei Holder so, wie beim Rundgang durch das Werk deutlich wurde. Trotz eines Werkes in China, sieht das typisch schwäbisch-mittelständische Familienunternehmen seine Zukunft in der Region. Neben dem Hauptsitz in Kirchheim gibt es weitere Standorte in Lenningen und Laichingen auf der Alb.