Geringe Renten, steigende Mieten, Nebenkostennachzahlungen – besonders Menschen mit niedrigem Einkommen fällt es immer schwerer, ihre Miete zu bezahlen. Droht ein Verlust der Wohnung oder lebt man bereits in einer Notunterkunft, helfen die Mitarbeitenden vom Projekt TOP-ES weiter. Über die Situation der wohnungslosen Menschen im Landkreis Esslingen und über die Arbeit des Projekts hat sich nun der SPD-Bundestagsabgeordnete Nils Schmid informiert.
„Das Projekt TOP-ES arbeitet aufsuchend und unterstützt wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen und anerkannte Minderheiten im Landkreis Esslingen“, so Gunnar Mayer, Leiter des Projekts beim Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen (KDV). Dabei sei das Ziel, diese Menschen niederschwellig und schnell in das Hilfesystem zu verweisen. Besonders für Menschen im ländlichen Raum sei das aufsuchende Vorgehen des Projektes eine große Chance, da sie oft keinen Zugang zu Hilfsangeboten in den Städten hätten.
TOP-ES wird im Rahmen des Programms „EhAP Plus - Eingliederung hilft gegen Ausgrenzung der am stärksten benachteiligten Personen“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert. Das Projekt läuft vom 01.10.2022 bis 30.09.2026 im gesamten Landkreis Esslingen. Dabei wird es von den Projektträgern KDV, Heimstatt Esslingen e.V., eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V. und dem AWO Kreisverband Esslingen e. V. durchgeführt.
„In der Beratung sind die Sicherung der Existenz, ein drohender Wohnungsverlust, Schulden, aber auch Fragen zur Gesundheitsversorgung die wichtigsten Themen und Herausforderungen unserer Klienten“, berichteten die Projektmitarbeiter. In über 250 Fällen konnten die Sozialarbeiter bereits unterstützen. Geholfen werden konnte dabei auf verschiedenen Wegen, wie etwa durch die Vermittlung an den Diakonischen Grunddienst, den Pflegestützpunkt oder zwischen Mieter und Vermieter. Besonders die Kooperation mit dem Landkreis Esslingen spiele eine große Rolle, so die Sozialarbeiter. Durch die Zusammenarbeit mit der Fachstelle zur Mietschuldenübernahme konnte der Verlust von Wohnraum in einigen Fällen vermieden werden. Der präventive Ansatz des Projekts zeigt sich zum Beispiel an einem Mietschuldenfall aus dem ländlichen Raum. Weil die ältere Frau die Mitarbeitenden rechtzeitig informierte, konnten diese nach mehreren Hausbesuchen eine erfolgreiche Mietschuldenübernahme vermitteln. So konnte der bestehende Wohnraum erhalten werden.
Auf die Frage des SPD-Abgeordneten, wie die Situation ihrer Klienten verbessert werden könne, berichtete Mayer: „Neben dem offensichtlichen Problem, dass angemessener und bezahlbarer Wohnraum knapp ist, entstehen oftmals Probleme wie zum Beispiel Mietschulden nur, weil die Bearbeitung von Sozialhilfeanträgen zu lange dauert.“ Dies liege in der Regel nicht an den Mitarbeitern der Ämter, sondern an der Tatsache, dass auch dort ein akuter Mangel an Fachkräften herrsche. Zudem müssen zu wenige Mitarbeitende zu viele und zu komplizierte Anträge bearbeiten. Mayer sieht in der vorschreitenden Digitalisierung eine Möglichkeit die Bearbeitungszeiten zu verkürzen.
Große Einigkeit herrschte zwischen Schmid und Reinhard Eberst vom KDV darüber, dass die aufsuchende Sozialarbeit für Menschen in besondere Lebensverhältnisse und sozialen Schwierigkeiten nötig ist, besonders im ländlichen Raum. Daher sei es sehr sinnvoll, diese Arbeit in den Landesrahmenvertrag aufzunehmen, um ein Regelfinanzierung zu ermöglichen.