Bei Bosch Power Tools in Leinfelden-Echterdingen soll etwa jede dritte Stelle außerhalb der Fertigung abgebaut werden und in Niedrigkostenländer verlagert werden. Dagegen wehrt sich die Belegschaft mit der Unterstützung der IG Metall. Nun hat der Nürtinger SPD-Bundestagsabgeordnete Nils Schmid den Bosch-Standort in seinem Wahlkreis besucht und mit Betriebsrat und Vertretern der IG Metall über den Stellenabbau und die aktuelle wirtschaftliche Lage gesprochen.
Die Bau-Branche steckt in einer Krise, auch der Nachfrage-Boom bei Heimwerkern im Zuge der Corona-Pandemie hat stark nachgelassen. Im Januar hat daher die Bosch-Geschäftsleitung die Beschäftigten darüber informiert, dass 560 Stellen, also etwa ein Drittel der Stellen ohne Fertigung, am Standort Leinfelden-Echterdingen wegfallen und verlagert werden sollen. Davon betroffen sind Entwicklung, Marketing und alle anderen indirekten Bereiche. Bei der Fertigung soll es hingegen keine Veränderung geben. Im gesamten Bosch-Konzern sollen deutschlandweit in den nächsten Jahren tausende Stellen abgebaut werden, um das Unternehmen effizienter zu machen, Kosten einzusparen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig plant das Unternehmen große Investitionen, etwa in China.
Durch den Personalabbau gehe auch ein großer Teil des Know-Hows und Kernkompetenzen hier vor Ort verloren. Gleichzeitig werden Arbeitsplätze in teils politisch instabilere Länder verlegt, warnte Max Czipf von der IG Metall Esslingen: „Es ist trotz der schwierigen Rahmenbedingungen falsch, Investitionen an einem Standort wie Deutschland zurückzuhalten. Man sollte die langfristigen, nachhaltigen wirtschaftlichen Konsequenzen für den Konzern und Standort mehr in Betracht ziehen.“ Schmid nannte es alarmierend, dass gerade der Bereich Forschung und Entwicklung betroffen sei, der ausschlaggebend für Innovationen sei.
Zurzeit laufen die Gespräche über die konkrete Umsetzung des Personalabbaus. Die Geschäftsführung setzt auf Abfindungsvereinbarungen, Altersteilzeit und Vorruhestand, sowie die Vermittlung an andere Standorte der Bosch-Gruppe. Durch den Druck des Personalabbaus aber werden auch langjährige und gut qualifizierte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, solche Wissensträger sollten aber eigentlich gehalten werden, so die Betriebsräte. Sie haben daher das Restrukturierungsprogramm der Geschäftsleitung von Grund auf überarbeitet: „Es lohnt sich, dieses Alternativkonzept in die Verhandlungen einfließen zu lassen, denn es ist realistisch und setzt bei Kompromissbereitschaft an. Klar ist: die Arbeit des Betriebsrats hier vor Ort ist von großer Bedeutung“, so Schmid. Der Bundestagsabgeordnete betonte „Bosch ist kein Sanierungsfall, aber auch kein Einzelfall. Viele Technologie-Unternehmen in Deutschland stehen vor den gleichen Herausforderungen“. Die Bundesregierung arbeite daran, die Wettbewerbsnachteile abzustellen, um die Wirtschaft zu stärken, Innovation zu fördern und gute Arbeit zu sichern.