Eine Zukunft ohne Kohle für das Kraftwerk

SPD-Abgeordnete informieren sich bei EnBW und Standort-Bürgermeistern.

Altbach/Deizisau - Es ist ein großer Schritt auf dem Weg zu einer klimaschonenden Energieversorgung: Durch den Beschluss des Deutschen Bundestages im Juli wird spätestens im Jahr 2038 in Deutschland das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet.

„Was die große Koalition da auf den Weg gebracht hat, ist ein Meilenstein: Deutschland wird als erste Industrienation sowohl Atom-, als auch Kohlekraftwerke durch nachhaltige Energieerzeugung ersetzen“, betont der SPD-Bundestags­abgeordnete Nils Schmid. Den Kritikern, denen das nicht schnell genug geht, gibt Schmid zu bedenken: „Dass es gelungen ist, den Ausstieg auf eine breite gesellschaftliche Basis zu stellen, ist von großem Wert, weil dadurch mehr Planungssicherheit, aber auch eine nahezu unumkehrbare Verbindlichkeit geschaffen wird.“

Für die SPD sei es besonders wichtig, dass der Kohleausstieg sozial ausgeglichen stattfindet und die Kohleregionen gute Zukunftsperspektiven erhalten. Das gelte auch für die bestehenden Kraftwerksstandorte. Aus diesem Grund traf sich Schmid gemeinsam mit seinem SPD-Landtagskollegen Andreas Kenner sowie den beiden Bürgermeistern am Standort Altbach und Deizisau, Martin Funk und Thomas Matrohs, mit Vertretern der EnBW zum Gespräch.

Die SPD-Bundestagsabgeordneten aus Baden-Württemberg hatten sich gemeinsam mit den Gewerkschaften und Kraftwerksunternehmen dafür eingesetzt, dass die vergleichsweise neuen Kraftwerke angemessen berücksichtigt werden. Praktisch in letzter Minute konnten sie drohende Nachteile für die Kraftwerke im Süden verhindern. Der Kohleersatzbonus beim Umstieg auf Gas oder Erneuerbare Energien wird erhöht, um Umrüstungen und Investitionen zu fördern. Ebenso wird mit einem Förderprogramm im Umfang von 1 Milliarde Euro der Umbau auf klimaneutrale Wärmenutzung zusätzlich unterstützt.

Dr. Georg-Nikolaus Stamatelopoulos, Leiter der Geschäftseinheit Erzeugung und Betrieb bei der EnBW, erläuterte die grundsätzlichen Herausforderungen beim Kohleausstieg für die EnBW speziell in Baden-Württemberg, die trotz der erzielten Verbesserungen bestehen. Ob die EnBW einen schnellen Kohleausstieg realisieren könne, hänge maßgeblich von der Weiterentwicklung der Gasinfrastruktur im Südwesten ab.

Betriebsratsvorsitzender Joachim Rudolf würdigte das Engagement der SPD-Vertreter zugunsten der Beschäftigten in den Kohlekraftwerken. Dort, wo es zum Abbau von Beschäftigung kommt, werden auch die Beschäftigten von Kohlekraftwerken im Land mit dem Anpassungsgeld unterstützt. Bei sogenannten „Fuel Switch“-Projekten, wo bestehende Kraftwerke auf andere Brennstoffe, z.B. Biomasse, umgestellt werden, sieht die EnBW noch Klärungsbedarf. Schmid sagte zu, dem nachzugehen.

Betriebsleiter Wolfgang Sailer, der die Gäste im Anschluss unter Corona-Bedingungen durch die Kraftwerksanlagen führte, betonte die Leistungsfähigkeit des Standortes und die Kompetenzen seiner Belegschaft, die auch künftig benötigt würden. Er sieht daher eine Zukunft, wenn auch ohne Kohle, für das Kraftwerk, für das die EnBW nun verschiedene Zukunftsszenarien entwickle. Darauf setzen auch die beiden Bürgermeister, die den guten Informationsaustausch mit den Kraftwerksbetreibern lobten. Denn das Kraftwerk sei nicht nur eine „Landmarke“, wie MdL Kenner sagte, sondern eben auch ein wichtiger Gewerbesteuerzahler.

Info: Am 3. Juli 2020 hat der Bundestag mit 314 Ja- zu 237 Nein-Stimmen das „Kohleausstiegsgesetz“ sowie das „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ beschlossen.

Foto (TNS): Betriebsleiter Sailer (rechts) zeigt MdB Nils Schmid (links) und MdL Andreas Kenner (Mitte) am Modell den Aufbau des Kraftwerks. Im Hintergrund u.a. Betriebsratsvorsitzender Joachim Rudolf.

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